







Eine Adventsgeschichte
in Bayrisch
I woass net, ob dö G'schicht ihr kennt,
sie hat sich ab'gspielt im Advent.
I les euch vor, weils mir fallt ei,
d'Leut sog'n, dös soll wahr g'wen sein.
Da is a alts Muatterl gwesen,
alloa in ihra Stub'n drinn gsessn,
und hat sich so Gedank'n g'macht
was s'Christkind früher ihr hat bracht.
Ja ja, hat's gsagt, dös war'n no Zeit'n
da kunnt ma allerhand bestreit'n
jetzt bin i arm und alt dazua
und hab a kaum zum Essen gnua.
Wia's so da sitzt und überlegt,
hat sie sich einen Plan ausgheckt.
S'Christkind beschenkt doch alle Leit,
jedes Jahr zur Weihnachtszeit,
wia war's, wenn i eam schreib'n tät,
daß i a große Bitt no hätt.
Vielleicht macht's mir no de Freid,
grad heuer in der Weihnachtszeit.
Sie holt sich Bleistift und Papier
aus der Schublad schnell herfür.
Setzt sich an den Tisch sodann
und fangt wia folgt zu schreiben an:
Liebes Christkind, schreibt's mit'm Stift
auf das Papier als Überschrift.
Du bist allmächtig und sehr stark,
schick mir doch bitte 100 Mark!
Erfüll die Bitte einer Armen,
i wünsch an Mantel mir, an warmen.
Wann i dös Geld hätt, war dös schee,
kannt i zum Mantel kaufa geh.
I brauch'n wirklich schon sehr bald,
denn drauss'n ist es bitterkalt.
Hochachtungsvoll hat sie zuletzt
vor ihrem Namen druntergesetzt.
Den Briefumschlag hat's ungeniert
an das Christkind adressiert.
Den Absender auf d'andere Seit,
dös war von großer Wichtigkeit.
Sie tuat den Brieaf in Umschlag nei
und is zum Kast'n grennt a glei.
Nachdem dös alles war gescheh'n,
sah man sie froh nach Hause gehn.
Der Postler von dem Postamt acht
hat koane schlechten Augen g'macht.
So momentan is baff er g'wen,
wia er den Brieaf ans Christkind g'segn.
Des is eam ja no nia passiert,
a Brieaf an's Christkind adressiert.
Er hat sehr lange nachgedacht
und dann den Umschlag aufgemacht.
Als er den Inhalt überblickt,
den Brieaf er an's Finanzamt schickt.
Der Beamte von dera Stell
Öffnet den Brieaf sehr schnell.
Nachdem dös Schreib'n er durchgeles'n
war der Fall ihm klar gewes'n:
Man muaß ihr helfn, des is g'wiß,
schon deshalb, weil bald Weihnacht' is.
Die Kollegen von sei'm Amt,
haben mitg'macht allesamt.
Er braucht da gar net lang zu frag'n
jeder hat was beigetrag'n.
Und wias am Schluß dann festgstellt ham,
war'n 63 Mark beisamm.
Den Betrag nun ganz genau
überwies'n sie der alten Frau.
Die Freud vom Muatterl war sehr groß
darüber Tränen sie vergoß.
Jetzt konnte sie den Mantel kaufn
und braucht nicht mehr ohne lauf'n,
und aus innerer Dankespflicht
hats's no an Brieaf an's Christkind g'richt.
Dös hat sie sich net nemma lass'n,
sie schrieb daher folgendermaßn:
Für die hundert Mark dank' i' dir,
du hast da sehr geholf'n mir.
Doch wenn i'wieder um Geld dich bitt,
so schick mir's doch über's Finanzamt nit,
mit dene is des fei a Gfrett,
solche Lump'n trau i net,
von dene 100 Mark, s'is net derlog'n,
hams 37ge abgezogn.
Der Wunschzettel
von Heinrich Seidel (1842 - 1902)
"Das Weihnachtsfest naht schon heran" -
der Hansel sagt's beim Essen -,
"die Wünsche meld' ich euch jetzt an,
ihr dürft sie nicht vergessen!
Um Ski und Schlittschuh' möchte ich
euch ganz besonders bitten;
auch fehlt, ihr wißt es sicherlich,
mir noch ein neuer Schlitten.
Drei dicke Bücher wünsch ich mir,
Briefmarken auch daneben,
dazu ein Album und Papier,
um sie schön einzukleben.
Ein Domino, ein Schachbrettspiel,
ein Kasperletheater -
und einen neuen Peitschenstiel
vergiß nicht, lieber Vater!
und viele Tiere auch von Holz
und andere aus Pappe,
Indianerfederkopfschmuck stolz
und eine neue Mappe.
Ein Brennglas, eine Kamera,
ein Blitzlicht für die Nacht; -
ich knipse dann von fern und nah,
wie sich's gerade macht.
Und einen großen Tannenbaum,
dran hundert Lichter glänzen,
mit Marzipan und Zuckerschaum
und Schokoladenkränzen.
Doch scheint euch dies ein wenig viel,
so könnt ihr daraus wählen.
Es könnte wohl der Peitschenstiel
und auch die Mappe fehlen!"
Als Hansel so gesprochen hat,
sieht man die Eltern lachen.
"Was willst du, kleiner Nimmersatt,
mit all den vielen Sachen?"
"Wer soviel wünscht", der Vater spricht,
"bekommt auch nicht ein Achtel.
Er kriegt ein ganz klein wenig Nixx
in einer Pfennigschachtel."
Die lustige Weihnacht
von James Krüss
Heute tanzen alle Sterne,
und der Mond ist blank geputzt.
Petrus in der Himmelsferne
hat sich seinen Bart gestutzt.
Überall erklingt Geläute,
Fröhlich schmückt sich groß und klein,
und die Heiligen tragen heute
ihren Sonntags-Heiligenschein.
Es ertönen tausend Flöten,
tausend Kerzen geben Glanz.
Und die würdigen Kometen
wedeln lustig mit dem Schwanz.
Hinterm Zaun im Paradiese,
gar nicht weit vom Himmelstor.
musiziert auf einer Wiese
auch der Engelskinderchor.
Ihre roten Tröpfelnasen
putzen sich die Kleinen schnell.
und dann singen sie und blasen
auf Fanfaren, silberhell.
Jedes Jahr um diese Stunde
singen sie nach altem Brauch.
Alle Sterne in der Runde
lauschen - und die Menschen auch.
Manchmal aber, leise. leise.
wird der Chor der Engel stumm,
und im ganzen Erdenkreise
geht ein sanftes Flüstern um.
Dann erscheinen sieben Schimmel,
zaertlich ruft es Hüh und Hott.
Und gemächlich durch den Himmel
fähert daher der liebe Gott.
Da verstummen alle Lieder
und die Engel machen fix
mit gefaltetem Gefieder
vor dem Hergott einen Knicks.
Alle goldnen Sternenherden
drehn sich still dazu im Tanz
und im Himmel wie auf Erden leuchtet
Weihnachtskerzenglanz.
Zur Weihnachtszeit
eingeschickt von Brigitte Baur
Es war zur schönen Weihnachtszeit,
die Felder lagen tief verschneit.
Im Acker schlief in süßer Ruh
Das Korn und träumte dem Frühling zu,
und die Winternachmittagssonne stand
wie ein gelber Fleck an weißer Wand.
Da schritt ich dahin durch die blinkende Weite
Und summte ein Lied mir zum Geleite.
Umd wie ich so schritt auf heimlichen Wegen,
kam mir ein seltsamer Zug entgegen.
Ein Eselchen, ganz voll gepackt,
mit Schachteln und buntem Kram bepackt.
Das schritt dahin durch der Felder Ruh´,
sein Hüter rief ihm bisweilen zu.
Ein Alter war`s mit bärtigem Haar,
mit Runzelgesicht ganz sonderbar,
altmodischem Pelzkram sonst gut bei Kräften,
die Füße steckten in hohen Schäften.
Potz Blitz ---fiel mir auf einmal ein
Das muß doch der Gottesknecht Ruprecht sein.
Ich blickte ihm scharf in das bärt`ge Gesicht,
Gott grüß Alter kennst Du mich nicht?
Ich habe so oft Dein Loblied gesungen,
und all die Mädchen und all die Jungen,
die noch an Mutter`s Rockzipfel hängen
oder sich in den Schulbänken drängen,
kennen Dich wie ihren großen Zeh,
doch hat Dich noch niemand hier draußen geseh`n.
Sonst kamst Du immer auf heimlichen Wegen
Uns erst in der hellen Stube entgegen.
Jetzt stehst Du da mit Haut und Haar
Und bist kein bißchen unsichtbar.
Mit Sack und Pack und netten Geschenken,
was soll ich Weihnachtsmann von Dir denken?
"So wie es mir zukommt, so ist`s meine Art",
brummte der Alte und strich sich den Bart.
"Ich denke mir gern Überraschungen aus,
für heute mach`ich es außer dem Haus.
Komm mit, dann kannst Du etwas erleben,
das wird ein Extravergügen geben".
"Top" rief ich, "ich bin dabei,
Ich höre gern lustiges Kindergeschrei".
So zogen wir lustig zur Stadt.
Draußen vor dem Tor,
zog Ruprecht sein silbernes Pfeifchen hervor
und pfiff---
Ei, wie konnte der Alte pfeifen.
Jetzt lern`ich den Rattenfänger begreifen.
Aus allen Häusern Tür und Tor
Kamen wohl hundert Kinder hervor,
die schrieen "oh Ruprecht" und bitteten und baten
eins um ne`Kutsche, eins um Soldaten
eins um ein Büchlein, eins um ein Tüchlein
eins um ein Stöcklein, eins um ein Röcklein.
Und Ruprecht langte in seinen Sack
Und gab was es wünschte dem kleinen Pack.
Jeder konnte etwas erlangen,
doch die übermütigen Rangen
schrieen um Ruprecht und wollten mehr,
kletterten über das Eselchen her,
zogen den Alten an Rock und Kragen,
wollten ihm gar die Säcke wegtragen.
Da wurd`es dem Alten zu bunt---
Er nahm sein Zauberpfeifchen und---
schrill kam ein Ton.
Wie erschraken sie doch,
wurden ganz kleinlaut
man hörte nur noch
"Komm Fritzchen, Hans laß das, nicht schreien Marie,
Knecht Ruprecht ist böse
Und hört ihr nicht wie?"
Da faßten die Großen die Kleinen an
Adieu, und vielen Dank auch Herr Weihnachtsmann.